Salbenküchen-Kurs Teil 4: Konsistenzgeber

Konsistenzgeber

Willkommen beim Salbenküchenkurs Teil 4.

Heute geht es um Konsistenzgeber, die Substanzen, die Salben und Cremes ihre Festigkeit verleihen. Viele Konsistenzgeber haben außerdem bestimmte hautheilende Fähigkeiten.

Diese Konsistenzgeber können unter anderem Wachse, Buttern, Öle, Gelbildner und Fettalkohole sein.


Inhalt


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Theorie

Heute lernen wir einige Wachse, Buttern und Öle kennen.

Wachse:

Wachse

Wachse sind ähnlich wie Fette, aber ihre Fettsäuren sind nicht durch Glycerin verbunden, sondern mit einem Fettalkohol. Für den chemischen Laien ist das völlig unverständlich und in der Praxis auch eher unwichtig. Außerdem sind Wachse chemisch sehr unterschiedlich, sodass eine Definition schwer fällt. Die gängige Definition beschreibt daher auch die Eigenschaften und nicht den chemischen Aufbau.

Ein Wachs ist:

  • bei 20°C fest oder knetbar
  • schmilzt bei über 40°C
  • es ist undurchsichtig bis leicht durchscheinend
  • man kann es polieren

Aber es gibt auch Ausnahmen, beispielsweise das Jojobaöl, das bei Zimmertemperatur flüssig ist, aber zu den Wachsen gehört. Es gibt tierische, pflanzliche, synthetische und Erd-Wachse.

Pflanzen-Butter:

Pflanzenbutter

Über die Definition von Pflanzenbuttern habe ich keine Information gefunden.

Aber wenn man sich anschaut, was die Eigenschaften von Substanzen sind, die als "Butter" bezeichnet sind, kann man seine Schlüsse ziehen. Typische Vertreter der Pflanzenbuttern sind Kakaobutter und Sheabutter.

Es handelt sich um Fette, die bei Zimmertemperatur fest sind.

Öle:

Pflanzenöl

Öle haben wir uns ja schon im letzten Kursvideo angeschaut. Salopp gesagt sind es Fette, die bei Zimmertemperatur flüssig sind.

Es gibt aber auch Ausnahmen, beispielsweise das Kokosöl, das bei 20°C fest ist und deshalb hier bei den Konsistenzgebern besprochen wird.


Verschiedenes

Außer diesen drei Gruppen gibt es noch weitere Arten von Konsistenzgebern, z.B. Gelbildner und fettähnliche Substanzen, die chemisch aber anders aufgebaut sind. Diese Konsistenzgeber werden ein anderes Mal vorgestellt.

Vorstellung der Konsistenzgeber

Heute betrachten wir nur einige gängige Konsistenzgeber, die in vielen Salben und Cremes verwendet werden, vor allem, wenn man sich auf wenige Zutaten beschränken will.

Bienenwachs

Bienenwachs

Bienenwachs ist der klassische Konsistenzgeber der modernen Salbenküche. Früher war Schweineschmalz sehr beliebt, aber das wird von den meisten nur noch ungern verwendet. Darum wird seit Jahrzehnten meistens Bienenwachs verwendet, wenn man anfängt, selber Salben herzustellen. Bienenwachs lässt sich sehr unkompliziert verarbeiten.

Es schmilzt bei 60°C und verbindet sich problemlos mit Ölen und anderen Konsistenzgebern. Man braucht nicht viel vom Bienenwachs, um mit Öl eine angenehme Salbe herzustellen. Beim Eincremen hinterlässt Bienenwachs einen leichten Schutzfilm auf der Haut, was bei schützenden Cremes erwünscht, bei normalen Tagescremes aber eher unerwünscht ist. Bienenwachs hat sogar geringe emulgierende Eigenschaften, sodass es bei der Cremeherstellung stabilisierend wirkt.

Bienenwachs-Kerzen

Man erhält Bienenwachs in Shops für Kosmetikrohstoffe und in Apotheken, wo es leider nicht billig ist. Zur Not kann man auch gute Bienenwachskerzen verwenden, aber die sind natürlich nicht so gut überprüft wie speziell für Kosmetik gedachtes Bienenwachs. Man könnte auch mal beim lokalen Imker fragen, ob er Bienenwachs anbietet. Für Kosmetikzwecke wird Bienenwachs meistens in kleinen Perlen angeboten. Es gibt naturfarbiges und weißes Bienenwachs im Handel.

Carnaubawachs

Carnaubawachs

Seit eine vegane Lebensweise immer beliebter wird, steigt auch die Nachfrage nach einem veganen Wachs, denn Bienenwachs ist ja tierischer Herkunft. Obwohl es zahlreiche pflanzliche Wachse im Angebot gibt, fand ich es schwierig, einen bezahlbaren Ersatz für Bienenwachs zu finden, der ähnliche Eigenschaften hat. Carnaubawachs ist relativ bekannt und mindestens so hart wie Bienenwachs. Es wird aus der Carnaubapalme gewonnen, die in Brasilien heimisch ist.

In Rezepten dickt Carnaubawachs genau so oder stärker an wie das Bienenwachs. Allerdings schmilzt es erst bei 80°C. Daher muss man beim Schmelzen im Wasserbad an die Grenzen des Möglichen gehen, um es aufzuschmelzen.

Lippenstift mit Carnaubawachs

Normalerweise wird Carnaubawachs vor allem für harte Kosmetik, wie Lippenstifte oder Kayalstifte verwendet. Auch in der Lebensmittelindustrie und als Polierwachs spielt Carnaubawachs eine Rolle. Aber dank veganer Kosmetik können Carnaubawachs und andere pflanzliche Wachse neue Einsatzbereiche erobern.

Man bekommt Carnaubawachs in Shops für Kosmetikrohstoffe und es kann von engagierten Apotheken bestellt werden. Meistens wird Carnaubawachs in dünnen Plättchen gehandelt.

Kakaobutter

Kakaobutter

Kakaobutter ist das Fett der Kakaobohne und somit auch ein wichtiger Bestandteil von Schokolade. Weil sie hautfreundlich ist und gute fettende Wirkung hat, ist Kakaobutter auch ein beliebter Konsistenzgeber von Salben und Cremes. Ab 30°C beginnt Kakaobutter zu schmelzen, darunter scheint sie recht hart. Cremes mit Kakaobutter werden schön weich. Sie härten etwas nach, haben also erst nach zwei Tagen ihre endgültige Konsistenz erreicht.

In Salben eignet sich Kakaobutter als ergänzender Konsistenzgeber. Sie wird auch häufig als Hauptzutat für Massagebars verwendet. Wenn sie als Hauptbestandteil verwendet wird, wird ihre Hitzeempfindlichkeit zur Schwierigkeit. Sie mag keine Erhitzung über 35°C. Wenn sie heißer wird, erkaltet sie fleckig und schmilzt dann schon bei niedrigeren Temperaturen als vorher. Bei der Pralinenherstellung hat sich die Methode des Impfens bewährt, bei der man nach dem Schmelzen einige übrig gelassene Kakaobutterstücke nachträglich dazu gibt.

Kakaobutter erhält man nicht nur bei Kosmetik-Rohstoff-Anbietern, sondern auch bei Patisserie-Zubehör-Anbietern und manchmal auch in gut sortierten Supermärkten. Die Erhältlichkeit in Supermärkten macht Kakaobutter noch interessanter für die Selbermach-Kosmetik. Meistens erhält man Kakaobutter in runden Chips, manchmal auch als grobes Pulver. Manch eine naturbelassene Bio-Kakaobutter riecht so stark nach Kakao, dass sie für normale Kosmetik ungeeignet ist. Für die Pralinenherstellung ist sie dann natürlich besonders gut.

Sheabutter

Sheabutter, raffiniert

Sheabutter ist ein ganz besonders hautfreundlicher Konsistenzgeber, der die Haut sehr weich macht und entzündungshemmend wirkt. Auch Juckreiz wird gelindert. Kurz zur Aussprache der Sheabutter: Es gibt zwei richtige Arten, sie auszusprechen. Zum Einen mit einem langen "i", also Sheabutter, so wie die Einheimischen ihren Baum nennen, und zum Anderen, so wie es geschrieben wird, also "Sh-e-a-butter". Sheabutter ist sehr weich, aber gerade etwas zu hart, um sie unverarbeitet als Salbe zu verwenden.

Sie schmilzt ab 28°C und ist sehr hitzeempfindlich bei Temperaturen über 40°C. Sie verliert dann einen Teil ihrer guten Eigenschaften. Daher gibt man sie bei der Cremeherstellung immer erst am Ende des Schmelzvorgangs dazu.

Außer ihren pflegenden Eigenschaften wirkt Sheabutter auch leicht emulgierend. Das heißt, dass sie bei Cremes die Emulsion stabilisiert. Da Sheabutter so weich ist, braucht man recht viel davon, um eine Salbe fest genug zu machen. Wenn man ausschließlich Sheabutter zur Härtung verwendet, wird sie sogar zur Hauptzutat, mehr noch als das Öl. Daher wird Sheabutter häufig nur als ergänzender Konsistenzgeber verwendet.

Man erhält Sheabutter in Shops für Kosmetikrohstoffe und kann sie bei engagierten Apotheken bestellen. Es gibt sie in der raffinierten und in der unraffinierten Form.

Sheabutter, unraffiniert

Unraffinierte Sheabutter ist besonders heilkräftig, hat aber einen gewissen Eigengeruch. Daher eignet sie sich besonders für medizinische Salben und Cremes.


Kokosöl

Kokosöl

Kokosöl ist ein Zwischending zwischen Öl und Pflanzenbutter, denn es ist bis etwa 20°C fest und ab 25°C flüssig. In den Tropen und an heißen Sommertagen ist Kokosöl daher ganz eindeutig ein Öl, bei normaler, hiesiger Zimmertemperatur aber eher eine Butter. Bei etwa 22°C ist es angenehm weich und lässt sich wie eine Salbe verwenden, unter 20°C wird es aber ziemlich hart und man bekommt es nur noch mit dem Messer aus der Dose. Diese Variabilität bei Zimmertemperatur finde ich einerseits faszinierend, aber auch etwas nervend, denn wenn man Kokosöl in größeren Anteilen in einem Rezept verwenden will, muss man sich vorher überlegen, in welchem Temperaturbereich das hergestellte Produkt verwendet werden soll. Beispielsweise bei einem Lippenpflegestift kann man es nicht gebrauchen, wenn er davonfließt, sobald er für ein paar Minuten neben der Heizung liegt. Bei der Kosmetik-Zubereitung ist Kokosöl nicht hitzeempfindlich, man kann es also einfach mit in die Fettphase geben und schmelzen.

Kokosöl, flüssig

Kokosöl ist ein wahrer Tausendsassa der Einsatzmöglichkeiten. Es zieht wunderbar schnell ein, sodass kaum ein Fettfilm zurück bleibt, auch wenn man es pur aufträgt. Daher eignet sich Kokosöl auch für junge und eher fette Haut. Allerdings könnte es die Entstehung von Pickeln etwas fördern. Bei unreiner Haut wäre das sehr ähnliche Babassu-Öl geeigneter. Bei gereizter Haut wirkt Kokosöl lindernd, sodass es ein wichtiger Bestandteil in Cremes für trockene, juckende Haut ist. Mit Kokosöl kann man auch die Haare eincremen, was sie geschmeidig und glänzend macht. Kokosöl eignet sich sogar als Deo, denn es verhindert Schweißgeruch. Außerdem kann man mit Kokosöl kochen.

Man erhält Kokosöl nicht nur in Shops für Kosmetikrohstoffe, sondern seit einer Weile auch in gut sortierten Supermärkten und Drogerien, und zwar in der Ecke für Bio-Lebensmittel.

Das sind nur ein paar der zahlreichen Konsistenzgeber. Andere werde ich nach und nach vorstellen, dann wenn sie in der Praxis für uns interessant werden.

Praktischer Teil

Massagebutter

Kommen wir zum praktischen Teil.

Was kann man mit lauter Konsistenzgebern machen, ohne Öle und ohne dabei schon eine Salbe herzustellen, die das Thema des nächsten Kursteils wird?

Richtig: beispielsweise eine Massagebutter, denn die soll so fest sein, dass man für viele Rezepturen keine Öle braucht.

Damit es ein neues Rezept wird, dachte ich, wir kombinieren Kakaobutter mit Kokosöl.

Man braucht also: viel Kakaobutter, damit uns das Massagebutter-Stück nicht davonfließt und etwas Kokosöl. Das sorgt dafür, dass das Butter-Stück bei Handwärme weich wird.

Beides wird in ein Glas gegeben.

Dann schmelze ich es in einem leicht warmen Wasserbad, damit die Kakaobutter nicht zu heiß wird. Weil das Wasserbad nur leicht warm ist, dauert es eine Weile, bis alles geschmolzen ist. Wenn es soweit ist, nehme ich das Glas aus dem Wasserbad und gebe noch ein paar Kakaobutter-Chips dazu, um die Kakaobutter mit der richtigen Kristallstruktur zu impfen.

Sobald auch diese Stücke geschmolzen sind, kann ich die Masse gießen. Dazu verwende ich kleine Muffin-Formen und ein paar Pralinen-Förmchen. Man kann auch leere Jogurtbecher als Gießform nutzen.

Nun muss die Masse erstarren. Dann kann man sie für ein bis zwei Stunden in den Kühlschrank stellen, damit man die fertigen Butterstücke leichter aus den Formen bekommt.

Wenn es soweit ist, drückt man die Massagebutter-Stücke aus den Formen.

Bei Zimmertemperatur sind sie fest und wenn man sie auf der Haut verreibt, schmilzt die Oberfläche. Man kann sie nun zum Massieren nutzen.

Schön verpackt hat man wieder ein schönes Geschenk.

Anregung

Anregung für die Wartezeit bis zum nächsten Kurs-Video:

Besorgt Euch ein oder mehrere Konsistenzgeber Eurer Wahl.

Einer der Konsistenzgeber sollte möglichst Bienenwachs oder Carnaubawachs sein, damit wir eine Salbe herstellen können, die nicht allzu viel Konsistenzgeber braucht.

Wer will, kann schon Massagebutter mit den besorgten Konsistengebern zubereiten.

Alles Gute bis zum nächsten Mal.

Dann geht es um Salben.