Salbenküchen-Kurs Teil 11: Kräuteröle

Kräuteröle

Heute geht es um die Herstellung von Kräuterölen.

Am Schluss gibt es noch einen praktischen Teil: ein Blüten-Öl wird hergestellt.


Inhalt


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Theorie

Was sind Kräuteröle überhaupt?

Um das zu erklären, muss ich ein wenig ausholen.

In der Salbenküche begegnen uns mehrere Grund-Typen von Ölen.

Gepresste Pflanzenöle

Gepresste Pflanzenöle

Da sind zum Einen die gepressten Pflanzenöle. Sie werden aus fettreichen Nüssen, Kernen oder Früchten gepresst. Man findet sie unter anderem im Supermarkt zum Kochen oder als Kosmetikzutat. Typische Pflanzenöle sind Rapsöl, Olivenöl oder Mandelöl. Um solche Öle herzustellen, braucht man eine Ölpresse.

Ätherische Öle

Ätherische Öle

Dann gibt es ätherische Öle. Ätherische Öle riechen sehr stark und haben häufig medizinische Wirkungen. Sie verdunsten vollständig, wenn man sie offen in einer Schale stehen lässt. Darum heißen sie "ätherisch". Ätherische Öle gibt es normalerweise in kleinen Flaschen zu kaufen. Man verwendet sie tropfenweise. Zum Beispiel als Salbenzutat oder in der Duftlampe. Typische ätherische Öle sind: Teebaumöl, Minzöl oder Lavendelöl. Um ätherische Öle herzustellen, braucht man große Pflanzenmengen und einen Destillierapparat.

Kräuter-Öle

Und schließlich gibt es die Kräuter-Öle, genauer gesagt: Kräuter-Ölauszüge. Bei Kräuterölen werden Kräuter in Pflanzenöle eingelegt. Die Kräuter sollen dabei ihre Wirkstoffe an das Öl abgeben. Das Prinzip ist ähnlich wie beim Tee oder bei der Tinktur. Ob der Auszugsvorgang kalt, warm oder heiß erfolgt und wie lange die Kräuter ziehen müssen, ist ganz unterschiedlich. Typische Kräuteröle sind Johanniskrautöl oder Ringelblumenöl. Kräuteröle kann man einfach so zum Einreiben benutzen, oder man verwendet sie als Zutat für Salben oder Cremes.

Kräuter-Öle

Kräuteröle selber machen

Kräuter-Öle sind einfach selber herzustellen. Man braucht keine besonderen Maschinen dafür. Wie es funktioniert, ist Inhalt dieses Videos.

Ich unterscheide zwischen 4 Arten, wie man Kräuteröle herstellen kann. Das ist aber keine offizielle Einteilung, sondern zwei der Methoden entspringen meiner persönlichen Erfahrung.

Und zwar benutze ich folgende Methoden für Kräuteröle:

  • Kaltauszug
  • Warmer Auszug
  • Schonender Heißauszug und
  • Heißer Auszug

Kaltauszug:

Beim kalten Kräuteröl-Auszug werden die Kräuter in kaltem Öl angesetzt. Dazu gebe ich sie in ein Schraubdeckelglas und übergieße sie mit dem Öl. Der kalte Ölauszug muss dann 2 bis 8 Wochen lang ziehen.

Kalte Kräuter-Ölauszüge eignen sich vor allem für getrocknete Kräuter. Bei frischen Kräutern besteht Gammelgefahr, wegen der Feuchtigkeit, die in den Kräutern enthalten ist. Eine Ausnahme ist hier das Johanniskrautöl, das traditionell als Kaltauszug mit frisch gesammelten Blüten hergestellt wird. Wichtig ist hierbei, dass die Johanniskrautblüten sonnentrocken sind, d.h. es sollte weder Tau noch Regenfeuchtigkeit auf ihnen sein. Falls Kräuter zu feucht sind, kann ein Ölauszug anfangen zu gären, oder er wird schleimig oder schimmelig. Dann kann man ihn leider nur noch wegwerfen. Aus langjähriger Erfahrung bin ich dazu übergegangen, nur noch das Johanniskrautöl als Kaltauszug mit frischen Kräutern zu machen. Ansonsten mache ich Kaltauszüge nur noch mit getrockneten Pflanzenteilen.

Der Vorteil des kalten Ölauszugs ist die schonende Herstellungsweise ohne Hitze. Nachteile sind einerseits die Gammelgefahr und andererseits die lange Ziehdauer.

Kalter Ölauszug

Warmer Ölauszug:

Der warme Ölauszug ist ein Kompromiss, den ich mir ausgedacht habe, um die Gammelgefahr des kalten Ölauszugs zu bannen und die Ziehzeit zu verkürzen. Dazu werden die Kräuter mit dem Öl für eine halbe bis ganze Stunde im Wasserbad erhitzt. Danach muss der Ölauszug noch zwei bis drei Tage lang ziehen.

Solch ein warmer Ölauszug eignet sich für getrocknete Kräuter und für relativ trockene Frischkräuter, z.B. Blüten oder Samen. Bei stark wasserhaltigen Kräuterteilen, wie manchen Blättern oder saftigen Wurzeln könnte auch bei dieser Methode Gammelgefahr bestehen.

Die Vorteile des warmen Ölauszugs sind die relativ kurze Ziehzeit und die verringerte Gammelgefahr. Im Vergleich zum heißen Ölauszug ist diese Methode auch noch relativ schonend, weil die Hitze per Wasserbad zugeführt wird. Der Nachteil im Vergleich zum kalten Ölauszug ist die Anwendung von Hitze, um die Wirkstoffe schneller aus den Kräutern auszuziehen.

Die Herstellung eines warmen Ölauszugs zeige ich Euch im praktischen Teil dieses Kurses.

Warmer Ölauszug

Schonender heißer Ölauszug:

Der schonende heiße Ölauszug ist auch ein Kompromiss, den ich mir ausgedacht habe, und zwar vor allem, um die Probleme des anschließend beschriebenen heißen Ölauszugs zu vermeiden. Beim schonenden heißen Ölauszug werden Kräuter und Öl in einem kleinen Topf direkt auf dem Herd erhitzt. Dazu habe ich mir extra einen besonders kleinen Topf angeschafft, ein sogenanntes Butterpfännchen. Kurz nach dem vorsichtigen Aufkochen nehme ich den Topf von der Herdplatte und stelle ihn für eine halbe bis ganze Stunde in ein heißes Wasserbad. Danach filter ich den Auszug entweder gleich ab, oder ich lasse ihn noch für maximal 3 Tage ziehen. Eventuell erhitze ich die Mischung noch ein oder mehrere Male während der Ziehzeit.

Ein schonender heißer Ölauszug eignet sich vor allem für frische Kräuter. Man kann aber auch getrocknete Kräuter dafür verwenden.

Die Vorteile des schonenden heißen Ölauszugs sind einerseits, dass er eine kurze Ziehzeit hat und andererseits, dass er vergleichsweise schonend ist, im Vergleich zum heißen Ölauszug. Die Nachteile bestehen im Vergleich zum kalten und warmen Ölauszug, denn das Öl wird beim schonenden heißen Ölauszug noch stärker erhitzt, wodurch manche besonders empfindlichen Wirkstoffe verloren gehen könnten.

Schonender heißer Ölauszug

Heißer Ölauszug:

Der heiße Kräuter-Ölauszug ist eine klassische Methode, um Kräuterwirkstoffe auszuziehen. Häufig wird er auch mit Schweineschmalz gemacht, z.B. bei der traditionellen Ringelblumensalbe oder der Beinwellsalbe. Beim heißen Ölauszug werden Kräuter und Öl in einem kleinen Topf bei schwacher Hitze gekocht. Die Kochzeit beträgt etwa eine halbe bis ganze Stunde. Danach kann man die Mischung noch ein paar Stunden oder Tage ziehen lassen, wenn man will. Oder man verwendet das gefilterte Öl gleich nach dem Kochen.

Ein heißer Ölauszug eignet sich vor allem für frische Kräuter. Bei getrockneten Kräutern ist die Frittiergefahr noch höher als bei frischen.

Der Vorteil des heißen Ölauszuges ist die Schnelligkeit, mit der man den fertigen Ölauszug erhält. Der große Nachteil ist die Frittiergefahr, wie ich es nenne. Durch die Hitze des leicht kochenden Öls werden die Kräuter häufig frittiert, was nicht Sinn und Zweck der Sache ist. Das Kräuteröl riecht dann nach Pommes und nicht nach den Kräutern. Entsprechend dürfte die Wirkung sein. Damit die Kräuter beim heißen Ölauszug nicht frittiert werden, muss man extrem auf geringe Hitze achten. Bei manchen Herden ist schon Stufe 1 zu heiß. Dann muss man die Herdplatte zwischendrin immer wieder ausschalten.

Wegen der Frittiergefahr verzichte ich inzwischen weitgehend auf den heißen Ölauszug. Nur der Vollständigkeit halber beschreibe ich ihn hier im Salbenküchenkurs.

Bei beiden heißen Ölauszügen gebe ich manchmal etwas Lanolin dazu, damit auch wasserlösliche Wirkstoffe aus den Kräutern ausgezogen werden. Allerdings wird das Öl dann etwas dickflüssig und die Haltbarkeit ist vermutlich etwas geringer als ohne Lanolin.

Heißer Ölauszug

Praktischer Teil

Warmer Ölauszug

Kommen wir zum praktischen Teil.

Wir machen einen warmen Kräuter-Ölauszug. Und zwar stellen wir ein Blütenöl her, das zu der Blütentinktur aus dem letzten Kursvideo passt.

Dazu brauchen wir:

Zu gleichen Teilen:

  • Ringelblumen-Blüten
  • Kamillen-Blüten
  • Lavendel-Blüten

Insgesamt etwa so viel, um damit ein Schraubdeckel-Glas zu Zweidrittel zu füllen. Und etwa 200 ml Pflanzenöl bzw. soviel, wie in das vorgesehene Glas passt. Als Öl eignen sich beispielsweise Rapsöl, Sonnenblumenöl oder Olivenöl. Man kann aber auch jedes andere gute Pflanzenöl verwenden.

  1. Zuerst gebe ich die Kräuter in ein Schraubdeckelglas.
  2. Dann gieße ich das Öl dazu, bis die Kräuter gut bedeckt sind.
  3. Nun stelle ich das verschlossene Glas in ein heißes Wasserbad.
  4. Dort lasse ich es eine halbe bis ganze Stunde stehen, während das Wasser im Wasserbad köchelt.
  5. Anschließend stelle ich den Herd aus und ich lasse den Ölauszug allmählich abkühlen.
  6. Für 2-3 Tage lasse ich den Ölauszug ziehen.
  7. Dann filtere ich ihn durch ein Teesieb oder einen Kaffeefilter.
  8. Je nach verwendeten Kräutern nimmt der Ölauszug mehr oder weniger viel Farbe an.
  9. Man kann sich einfach damit einreiben oder man stellt Salben und Cremes damit her.
  10. Erfahrungsgemäß hält sich solch ein Ölauszug etwa ein Jahr, wenn das verwendete Öl frisch ist.
  11. Jetzt fülle ich den Ölauszug in eine Flasche.
  12. Nun noch beschriften und fertig.

Anregung

Anregung für die Wartezeit bis zum nächsten Kurs-Teil:

Stellt ein Blütenöl als warmen Ölauszug her.

Wenn es euch eilig ist, diesen Ölauszug und die Blüten-Tinktur aus dem letzten Kursvideo in eine Creme zu verarbeiten, könnt Ihr eine Creme nach dem Vorbild der Arnika-Creme mit Lanolin oder nach dem Vorbild der Beinwellblätter-Creme mit Emulsan herstellen.

Alles Gute bis zum nächsten Mal.

Dann geht es um Lanolin.